Ein Angsthund kann für jeden Hundemenschen eine große Herausforderung darstellen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Angst bei Hunden genauso real ist wie bei Menschen und dass es verschiedene Auslöser für Angstverhalten geben kann. In diesem Blogartikel werden wir uns näher mit dem Thema “Angsthund” beschäftigen.
Was ist Angst?
Angst ist ein reales Gefühl, das, wie gesagt, sowohl bei Menschen als auch bei Hunden auftreten kann. Es gibt verschiedene Auslöser für Angstverhalten, wie beispielsweise negative Erfahrungen, schlechte Sozialisation oder genetische Faktoren.
Angst ist aber auch überlebenswichtig. Sie ist ein Schutzmechanismus und hilft dem Hund, potenziell gefährliche Situationen zu vermeiden. Sobald der Hund Angst bekommt, schüttet der Körper des Hundes das Hormon Cortisol aus – das Stresshormon schlechthin. Außerdem wird Adrenalin freigesetzt. Dieses Hormon regt die Durchblutung an, lässt den Puls und die Atmung schneller werden und sorgt so dafür, dass der Hund flucht – bzw. kampfbereit ist.
Angst ist wichtig für den Hund und ist erstmal ein ganz normales Verhalten. Eine häufig gestellte Frage ist; wie kann ich meinen Hund die Angst abtrainieren? Die Antwort wissen wir jetzt eigentlich schon: Gar nicht. Es würde auch keinen Sinn ergeben, da sie, wie bereits gesagt, überlebenswichtig ist.
Woher kommt die Angst bei meinem Hund?
Zuerst mal ist die Fähigkeit, Angst zu empfinden, angeboren. Übermäßige Angst kann zum Beispiel entsteht durch:
- das, was der Hund erlebt und erfahren hat
- genetische Veranlagung
- erlernte Hilflosigkeit
- Stress und Angst, was das Muttertier während der Trächtigkeit erfahren hat
- das, was der Hund nicht erlebt und erfahren hat
- körperlichen Ursachen
Trauma, Angst oder Unsicherheit durch Erlebtes und Erfahrendes
Nicht nur Tierschutzhunde, sondern auch Hunde, die aus einer guten Zucht stammen und die als Welpe nichts Schlimmes erlebt haben, können später ein übermäßiges Angstverhalten zeigen. Schlechte Erfahrungen lauern für Hunde überall. Bei Junghunden ist es gar nicht selten, dass die überfüllte Welpenschule zur kompletten Überforderung führt. Heißt, wenn 10 oder mehr Junghunde ohne ihren Menschen in ein “Gehege” gebracht werden und dort spielen sollen. Das hat nichts mit Sozialisierung zu tun und führt bei vielen Hunden zu Stress und damit zur Angst. Wird dies nicht erkannt und der junge Hund immer wieder in die Situation gebracht, dehnt sich diese Angst auf alle möglichen Bereiche aus. Am Anfang merkt man, dass der Hund Hundebegegnungen nicht gut aushält, dann kommt der Trennungsstress hinzu und irgendwann werden fremden Menschen und/oder fremde Orte, Gegenstände usw. zur absoluten Herausforderung.
Aber auch Unfälle, ein Training mit Strafen und Korrekturen kann zur Unsicherheit beim Hund führen und schließlich sich auch zu einer Angst entwickeln.
Tierschutzhunde sind besonders häufig betroffen, denn oft haben sie Dinge erlebt, die man sich nicht mal ausmalen möchte. Oft ist das Erlebte so belastend, dass ein Trauma entsteht. Ein Trauma ist eine tiefsitzende, seelische Verletzung nach einer oder mehreren überfordernden Situationen. Der Hund ist nicht handlungsfähig, findet keine Lösungen für Konflikte und mit Alltagssituationen bereits überfordert.
Erlernte Hilflosigkeit beim Hund
Auch bei der sogenannten erlernten Hilflosigkeit, ist der Hund quasi handlungsunfähig. Hier gibt der Hund auf, er wird also regelrecht gebrochen, damit er funktioniert. Ein Hund, der also immer wieder über Strafen und Korrekturen, durch übertriebene Härte und Strenge regelrecht zu bestimmten Verhaltensweisen gezwungen werden, zeigen diese erlernte Hilflosigkeit.
Der Hund gibt auf, da er die Erfahrung gemacht hat, dass ganz egal was er macht, es sowieso zur Strafe führt. Die Folge: Der Hund ist kaum mehr in der Lage zu lernen, es entstehen Ängste und Depressionen und kann keine willentliche Reaktion mehr zeigen.
Teilweise wirken diese Hunde auf den ersten Blick wohlerzogen, denn schließlich schauen sie nicht links und nicht rechts, schnuppern nicht und interessieren sich null für ihre Umwelt. Ein Traum für jeden Hundemenschen? Wohl eher nicht, denn das ist einfach nicht normal und auch keine Option!
Der Hund hat überhaupt keine Kontrolle mehr und auch keine Lebensqualität. Diesen Hunden geht es definitiv nicht gut! Aber vorsichtig, nicht jeder ruhiger Hund leidet unter erlernter Hilflosigkeit.
Genetisch bedingte Angst und Stress bzw. Angst der Hundemama
Neben genetischen Ursachen von Angst, kann es auch sein, dass das Muttertier bereits großen Stress während der Trächtigkeit hatte. Der Stress überträgt sich auf die Embryos und festigt sich. Das kann große Auswirkungen auf das zukünftige Angstverhalten haben.
Fehlende Erfahrung beim Hund
Wenn ein Welpe sehr isoliert aufwächst, wichtige Erfahrungen während den ersten Lebensmonaten nicht sammeln kann, kann dies dazu führen, dass der Hund später große Unsicherheiten oder auch Ängste entwickelt. Oft sind diese Hunde dann mit vielen Reizen überfordert (in der Stadt, beim vielen Menschen, auf dem Hundeplatz etc.).
Die Gesundheit deines Hundes
Auch ganz wichtig zu erwähnen: Wenn du einen Hund hast, der Verhaltensauffälligkeiten zeigt, erstmal ganz egal welche, lasse ihn vom Tierarzt durchchecken. Verspannungen, Fehlstellungen etc. sollten abgeklärt werden (dazu einfach eine Tierphysio kontaktieren).
Angst beim Hund kann viele Gründe haben
Übermäßige Unsicherheit oder Angst beim Hund kann viele Gründe haben. Bei vielen Tierschutzhunden ist es gar nicht möglich, die eine Ursache zu finden. Bei vielen Hunden spielen auch mehrere Gründe eine Rolle. So kann der Hund etwas Schlimmes erlebt haben und dann zusätzlich noch mit aversiven Trainingsmethoden belastet werden.
Das führt mich zu einer weiteren, häufig gestellten Frage:
Bin ich schuld an der Angst meines Hundes?
Die Frage nach der Schuld, ist überflüssig. Es hilft weder dir noch deinen Hund, wenn du dich fertig machst, weil du in der Vergangenheit zum Beispiel mit Strafen trainiert hast. Wichtig ist: Du kannst jetzt etwas ändern und das solltest du auch! Egal ob dein Hund ein Angsthund ist oder Unsicherheiten hat, du solltest auf jeden Fall in die Umsetzung kommen und deinen Hund unterstützen. In unserem Online-Workshop zeigen wir dir, wie du das Training mit deinem unsicheren oder ängstlichen Hund angehen kannst.
Wie kann ich meinen Hund unterstützen?
Biete deinen Hund in herausfordernde Situationen Schutz und Sicherheit und bringe ihn so schnell du kannst aus der Situation. Es ergibt keinen Sinn, denn Hund der angstauslösenden Situation auszusetzen. Denke an die Stresshormone, die immer weiter und weiter ausgeschüttet werden und an die erlernte Hilflosigkeit. Wenn sich dein Hund der Situationen schutzlos ausgeliefert fühlt und dadurch aufgibt, hat er immer noch keine Lösungen und neue Strategien und kann Situationen immer noch nicht richtig bewehrten.
Viel besser ist es, deinen Hund eine Portion Glück zu schenken. Bedeutet: Sorge dafür, dass dein Hund so oft wie möglich positive Erlebnisse hat. Die müssen erstmal gar nichts mit den Angstauslösern zu tun haben. Was macht dein Hund richtig gerne? Wobei fühlt er sich wohl? Kuscheln, spielen, rennen, schnuppern, in der Sonne liegen, Tricks lernen, Dinge aus der Ferne beobachten, auf Baumstämme springen, Dinge suchen, Dinge finden usw.
Was kann dein Hund richtig gut? Wobei werden die Glückshormone angeregt? Wann fühlt er sich gut? Davon braucht dein Hund mehr.
Dein Hund braucht Dopamin statt Cortisol!
Mit jeder positiven Erfahrung wächst dein Hund, wird mutiger und selbstsicherer und kommt wieder in eine bewusste Handlungsfähigkeit. Mit jeder Entscheidung, die dein Hund ohne negative Konsequenz trifft, wird sein Selbstvertrauen gestärkt. Es hilft schon, wenn du deinen Hund entscheiden lässt, ob er rechts oder links weiter gehen möchte oder ob er an dieser Stelle schnuppern möchte oder nicht.
Woher weiß ich, dass mein Hund Angst hat?
Häufig erkennt man es an der Körpersprache. Zittern, winseln, jaulen usw. können auf Angst hindeuten. Das sollte man immer im Kontext der Situation sehen. Viele Hunde flüchten bei Angst und verstecken sich, gehen in geduckter Haltung und lege die Ohren an. Die Rute ist dabei oft zwischen den Beinen eingeklemmt. Aber auch ein Hund, der nach vorne geht, kann unsicher sein. Denn auch ein “Kampf” kann eine Reaktion auf die Emotion Angst sein. Der Hund möchte sich also verteidigen. Werte die Situation aus. Schaue genau hin. Fehlen deinem Hund Lösungen für Konflikte? Ist er deshalb unsicher und geht “nach vorne” statt sich zu verstecken?
Häufig gehen Hunde auch in die Vermeidung. Der Hund versucht hier einer Situation aus dem Weg zu gehen. Aber auch ungewöhnliches Verhalten wie übermäßiges Lecken oder Bellen können ein Zeichen von Stress, Angst und Überforderung sein.
Du kennst deinen Hund am besten, wenn nicht, wird es Zeit ihn tatsächlich kennenzulernen und zu verstehen, (hier nochmal der dezente Hinweis zum Onlineworkshop oder auch zur Soforthilfe, die dich keinen Cent kostest). Schaue genau ihn, lernen deinen Hund kennen und verstehen.
Was kann ich tun, wenn der Hund vor allen Familienmitgliedern Angst hat, außer vor mir?
Bei Tierschutzhunden sieht man oft, dass diese sich eine Bezugsperson aussuchen. Das ist nicht weiter verwunderlich, da der Bindungs- und Vertrauensaufbau zu mehreren Personen erstmal schwerfällt. Bei Frauen und Kindern ist es für die Hunde oft noch einfacher als bei Männern. Wichtig zu verstehen: Das hat nichts mit einem persönlich zu tun.
Tierschutzhunde brauchen in der Regel volle 6 Monate, um überhaupt anzukommen. Bei dem einen geht es etwas schneller, der andere braucht noch länger. Je nach Grad der seelischen Verletzung. Dieses “Ankommen”, kann sich in zwei Formen äußern: Entweder, der Hund ist augenscheinlich schon nach wenigen Tagen angekommen, macht alles mit, Hundebegegnungen sind kein Thema, er kann überall mit ihm usw. Und dann, nach ein paar Monaten, zeigt er plötzlich ganz andere Verhaltensweisen, die nicht mehr als so schön empfunden werden. Wieso? Der Hund ist angekommen. Oder, der Hund zeigt von Beginn an Auffälligkeiten im Verhalten, kann vielleicht nicht mal das Haus verlassen und kann sich auch nur auf eine Person der Familie einlassen. Wieso? Der Hund ist noch nicht angekommen und hat schwere psychosomatische Leiden. Ganz oft zeigen ein solches Verhalten Deprivationshunde oder auch Hunde mit einer posttraumatischen Belastungsstörung.
Hier gilt: Der Hund muss so lange nichts, bis er bereit dazu ist. Klingt vielleicht erstmal komisch, aber tatsächlich hat sich gezeigt, dass die beste Therapie für diese Hunde folgendes ist: Erkenne die Bedürfnisse, die der Hund hat und erfülle ihn diese. Du kannst ihm dabei neue Wege zeigen, wie er diese Bedürfnisse erfüllen kann. Das auszuführen, wäre für diesen Podcast zu lange, aber das Thema gehen wir auch im Workshop an. Dort erfährst du, wie du deinem Hund neue Strategien und Lösungen für angstauslösende Situationen zeigen kannst und wie du die Bedürfnisse deines Hundes erkennst und sie so erfüllen kannst, dass der Hund dadurch gleich neue Verhaltensmöglichkeiten erlernt.
Wie trainiere ich mit einem Angsthund?
Wie bereits erwähnt, steht an erster Stelle, das Selbstbewusstsein deines Hundes zu stärken bzw. wieder herzustellen. Das Immunsystem der Psyche muss erstmal wieder hergestellt werden. Das ist genau das, was wir im Online-Workshop machen.
Dann ist es aber auch wichtig, deinen Hund einem wirklich gut durchdachten Training, dass eine ehrliche Strategie hat, an diese Welt heranzuführen. Signale müssen generalisiert werden, der Tierarztbesuch muss möglich sein, Spaziergänge und die Erforschung der Natur ist wichtig für deinen Hund. Bei sehr ängstlichen Hunden ist es manchmal der Fall, dass sie sich gar nicht berühren lassen. Normale Dinge wie Kämmen werden hier schon zu einer Riesenherausforderung.
Wichtig ist, komme in die Umsetzung. Mit warten hilfst du weder deinem Hund noch dir. Angst dehnt sich aus, sie wird unbehandelt nicht besser, im Gegenteil es wird schlimmer. Bei Unsicherheit und Ängsten beim Hund, besteht Handlungsbedarf.
Wenn du übrigens nicht weißt, ob das Training das richtige für dich ist, kontaktiere uns einfach. Wir nehmen uns gerne Zeit für ein unverbindliches und natürlich kostenfreies Infogespräch. (einfach klicken)
Wie lange dauert das Training mit einem ängstlichen oder unsicheren Hund?
Das Leben mit einem ängstlichen Hund ist nicht einfach. Es braucht Zeit, die Narben auf der Seele des Hundes zu heilen und ihn zu stärken. Und alles, was Zeit braucht, erfordert Geduld. Mit meinem Hund Nero, der bereits 2018 verstorben ist, habe ich gute zwei Jahre gebraucht, bis wir den ersten wirklich entspannten Spaziergang hatten. Nero hatte Panik vor Licht, Schatten, Regen, Wind, Blätter… einfach vor allem. Warum? Weil ich 2012 einfach nicht wusste, wie ich das Training tatsächlich sinnvoll gestalte. All die 0815 Methoden, die ich damals kannte (Der Hund muss halt hören zu gehorchen, also los gings mit Sitz, Platz, Bleib) haben natürlich gar nichts gebracht. Mit meiner jetzigen Hündin, Hermine, konnten wir deutlich schnellere Erfolge feiern, weil ich hier von Anfang an wusste, was ich tun muss, um sie zu stärken. Nichts geht von heute auf morgen, aber die Erfolge mit dem richtigen Training und der richtigen Strategie werden schnell sichtbar. Wenn man uns jetzt auf Instagram zusammen sieht, in der Story oder auf Bildern, glaubt man kaum, dass Hermine einmal alles verbellt hat, dass kein Besuch möglich war, nach den Kindern geschnappt wurde und neue Orte der Horror für sie waren. Alle lauten Geräusche, selbst Autotüren, haben sie zum Flüchten veranlasst. Bei anderen Hunden wurde sich schreiend in die Leine gehängt und fremde Menschen gingen einfach gar nicht.
Und trotz, dass diese ganzen großen Herausforderungen jetzt viel kleiner sind, hört das Training nicht auf. Das Training mit deinem Hund geht das gesamte Hundeleben lang, was nicht heißt, dass es anstrengend und belastend sein muss. Dein Hund lernt durch Motivation. Wenn euch beiden das Training Freude bereitet, geht es viel einfacher und die ersten Erfolge sind viel schneller sichtbar.
Erfolge im Hundetraining mit einem Angsthund – wie erreiche ich das?
Die Erfolge des Trainings unter Anwendung der positiven Psychologie sprechen für sich. Es geht darum Glück, Wohlbefinden, Erfüllung, positive Erfahrung und Empfindungen zu fördern. Das Ziel ist also durch Stärke, Mut und Selbstsicherheit dem Hund ein Leben mit seinem Menschen zu ermöglichen, dass lebenswert ist. Ganz ehrlich, wer möchte nicht das sein Hund Freude empfindet und glücklich ist?
Wir haben uns jetzt viel mit den Themen Angst und Unsicherheit beschäftigt. Wir haben darüber gesprochen, welche Symptome auf Angstverhalten hinweisen können und welche Ursachen es dafür gegeben kann. Außerdem habe ich dir ein paar Tipps mitgegeben, was du tun kannst, wenn dein Hund Angst hat, mehr dazu erfährst du im Video zur Soforthilfe. Die kostet dich gar nichts und du kannst heute noch mit deinem Training starten. Das Wichtigste ist aber, dass du nun weißt, dass es großartige Möglichkeiten gibt, deinen Hund zu helfen und ihn ehrlich zu unterstützten.
Hast du Fragen zum Thema? Dann schreibe uns gerne an team@joydogs.de.
Ich danke dir, dass du dir heute die Zeit genommen hast, wieder einen großen Schritt in Richtung eines entspannten Zusammenlebens mit deinem Hund zu gehen und wünsche dir und deinen Hund einen wunderschönen Tag.
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