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Aggression – Erkennen. Verstehen. Helfen.

Was ist eigentlich Aggression? Zunächst mal ist Aggression ein natürliches Verhalten, denn es sichert das Überleben. Wildhunden und Wölfen wird durch Aggression der Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen, also zum Beispiel Futter und dem Lebensraum, gesichert. Auch bei unseren Hunden ist diese Form der Kommunikation unerlässlich.

Die Welpen lernen den Umgang mit Artgenossen bereits in den ersten Wochen ihres Lebens. Das Erkennen von Körperhaltung und Gesichtsausdruck des Gegenübers ist sehr wichtig, um angemessen darauf reagieren zu können. Trotzdem kommt es zwischen Hunden immer wieder zu „Missverständnissen“, die in Aggression münden, weil wir Menschen mit der Hundezucht dafür gesorgt haben, dass die Ausdrucksformen der einzelnen Rassen sich stark unterscheiden. Eine Kundin von mir hat es neulich schön beschrieben; der eine spricht Italienisch und der andere Englisch. Deshalb ist es wichtig, dass unser Hund im Laufe seines Lebens verschiedene Hunde in verschiedenen Größen kennenlernt. Es müssen nicht die besten Kumpels werden, aber es gut, wenn unser Vierbeiner weiß, dass nicht alle Hunde gleich miteinander Sprechen.

Für viele Menschen ist es schwierig, Angst von Aggression zu unterscheiden. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn es gibt durchaus Überschneidungen im Verhalten. Ein selbstsicherer Hund weißt eine entspannte Haltung auf, mit einem aufmerksamen Gesicht, aufgerichteten Ohren (sofern es die Rasse erlaubt die Ohren aufzurichten) und einer hängenden Rute.

Ein ängstlicher Hund wirkt eher geduckt (Artikel: Was ist Angst? Erkennen. Verstehen. Handeln.), die Beine sind eventuell leicht eingeknickt, die Ohren sind nach hinten gerichtet, die Rute ist unter den Bauch gezogen usw…

Bei einem aggressiven Hund ist das Gegenteil der Fall. Sie machen sich groß, stellen die Nackenhaare auf, die Rute wird hochgetragen und die Ohren werden nach vorne ausgerichtet. Knurren und Bellen können bei Angst, wie auch bei einer Aggression auftreten. Jedoch zeigt ein Hund, der zum Angriff bereit ist oft auch noch die Zähne und rundet die Mundwinkel ab.

Ernst wird es, wenn der Hund seinen „Gegner“ mit einer solchen Körperhaltung fixiert. Der Hund droht und meint es ernst. Hier sollte man auf jeden Fall reagieren und dem Hund aus der Situation nehmen, bevor es zu einem Kampf kommt.

Ein aggressiver Hund ist nicht gleich böse! Es gibt viele Formen der Aggression. Zum Beispiel die Angstaggression.

Jedoch ist Aggression, nicht gleich Aggression. Es gibt viele Arten von Aggression, und nicht jeder aggressive und ist gleich böse! Im Gegenteil, bei vielen Arten kann dem Hund gut geholfen werden, um besser mit den Auslösern klarzukommen. Damit du besser einordnen kannst, welche Form vorliegen könnte, stelle ich dir kurz die Aggressionsformen vor:

Die territoriale Aggression

Hier verteidigt der Hund Haus und Hof, ist jedoch sonst mit seinen Artgenossen oder anderen Menschen relativ gut bis sehr verträglich. Hier hilft ein gutes Management (Zum Artikel: Management) und der Aufbau von alternativen Verhaltensweisen. Das Training ist zeitaufwendig, aber es lohnt sind. Bedenken sollte man hier, dass es Rassen gibt, die extra für die Bewachung gezüchtet wurde. Das Hüten und Warnen liegt ihnen also in den Genen!

Die Angstaggression

Mögliche Ursachen für eine Angstaggression können schlechte Erfahrung, aber auch mangelnde Sozialisierung sein. Die Angst kann auch einfach erlernt sein, jedoch ist Angst auch notwendig für das Überleben und somit auch immer angeboren. Angst ist ein emotionaler Zustand, gekennzeichnet durch Anspannung, Besorgtheit, Nervosität, innere Unruhe und Furcht vor zukünftigen Ereignissen. Je nach Intensität der Angst, wird der Hund bestimmte Verhaltensweisen zeigen, wie zum Beispiel die Aggression. Auch bei Hunden, bei denen die Kommunikation, wie zum Beispiel ein Knurren, nicht ernst genommen wird, kann es zu Aggressionen kommen. Zum Thema Angst beim Hund gibt es einen extra Artikel sowie einen Podcast den ich dir hier nochmal verlinke.

Die Dominanzaggression 

Die Dominanz ist mit Sicherheit, dass was an meisten Fehlverstanden und viel zu oft immer noch falsch interpretiert wird. Ein Hund der eine Dominanzaggression zeigt, in dem er zum Beispiel körperliche Überlegenheit demonstriert, andere Hunde in ihren Bewegungen einschränkt, sehr aufdringlich ist und Hunde, die sich bereits unterworfen haben, trotzdem noch festhält oder auch die klassische und tatsächliche Aggression gegenüber Artgenossen zeigt, ist ein sehr unsicherer Hund. Hiersolltest du deinem Hund helfen.

Wichtig zu wissen ist, dass Dominanz keine Charaktereigenschaft ist! Auch im Wolfsrudel wechselt die Dominanz. Eine Wölfin die gerade Welpen bekommen hat, hat auf jeden Fall mehr zu sagen, wie das eigentliche Alphatier. Das Rudeloberhaupt akzeptiert die Ansage der Wölfin in diesem Moment. Damit ist klar, dass Dominanz nichts Dauerhaftes ist.

Dominanz ist keine Charaktereigenschaft!

Doch was kann man tun, wenn sich eine Dominanzaggression entwickelt oder bereits entwickelt hat? Meistens liegt es daran, dass der Hund nicht ausreichend sozialisiert wurde, also den richtigen Umgang mit Artgenossen nie gelernt hat. Hier hilft es, Schritt für Schritt Kontakt zu anderen Hunden zu pflegen. Es müssen keine 20 Hundekumpels sein. Zwei oder drei reichen völlig aus. Der Hund muss die Sprache seiner Artgenossen kennenlernen. Zur Sicherheit sollte man hier vorher den Hund an den Maulkorb gewöhnen. (Zum Artikel: Warum jeder Hund einen Maulkorb tragen können sollte). Aber auch inkonsequentes Verhalten seitens der Hundemenschen kann zu einer Dominanzaggression führen. Wenn wir also unsere selbst aufgestellten Regeln und Grenzen nicht einhalten, tun wir den Hund damit keinen Gefallen. Es ist wichtig zu wissen, was der Hund darf und was nicht. Grenzen kann man durchaus freundlich setzen und man kann diese auch freundlich einhalten. Somit weiß der Hund woran er ist und hat keine Probleme mit diesen Situationen.

So hilfst du deinem Hund bei einer Dominanzaggression:

  • Sei selbstsicher und stehe zu deinem Hund. Auch in schwierigen Situationen. Du hast keinen Grund es nicht zu sein! So kannst du deinen Hund das Gefühl von Sicherheit geben.
  • Arbeite an deiner persönlichen Weiterentwicklung, lerne wie sinnvolles Hundetraining funktioniert
  • Alle Familienmitglieder sollten an einem Strang ziehen, damit der Hund die Chance hat freundlich aufgebaute Grenzen einzuhalten und zu verstehen
  • Artgerechte Auslastung kann helfen. Aber bitte nicht übertreiben!
  • Baue tolle Erlebnisse in den Spaziergang mit ein. Zum Beispiel eine Futtersuche, das Zehn-Leckerchen-Spiel oder ein Ballspiel.
  • Lerne die Bedürfnisse deines Hundes kennen
  • Vermeide Bestrafungen, lobe erwünschtes Verhalten
  • Wenn du deinem Hund etwas verbietest, musst du immer eine Alternative anbieten! Das heißt, wenn dein Hund nicht auf das Sofa darf, solltest du ihm einen schönen Liegeplatz vor dem Sofa anbieten. Wenn er nicht an Möbel kauen soll, biete ihm einen Kauknochen an usw. Passiert dies nicht, wird sich der Hund selbst alternativen schaffen!
  • Suche Hundekumpels und gehe die Sozialisierung langsam und erstmal mit Abstand an
  • Gewöhne deinen Hund an einen Maulkorb
  • Starte das Training: Alternative Verhaltensweisen schaffen

Dominanz im Sinne von Führerschaft, Überlegenheit, Übermacht oder ähnlichen hat schon lange nichts mehr mit Hundetraining zu tun. Ein Hund, der eine Dominanzaggression entwickelt hat, benötigt Hilfe. Das Gute ist, dass diese Art der Aggression gut behandelbar ist.

Aggression ist ein Ausdruck von Hilflosigkeit und Überforderung und wird leider oft missverstanden.

Die Futter- und Beuteaggression

Die Ressourcenverteidigung ist für den Hund etwas ganz Natürliches. Es gilt, den Hund wird keine Beute (also kein Spielzeug, kein Fressen oder sonst etwas) einfach weggenommen. Wenn der Hund etwas hat, was er nicht haben sollte, tausche! Dabei gilt, dass das was du zum Tausch anbietest, hochwertig genug sein muss, dass der Hund seine bisherige Beute freiwillig aufgibt. Dein Hund muss darauf vertrauen können, dass du ihm niemals, einfach so etwas nimmst, was seiner Meinung nach ihm gehört. Besonders bei Kindern ist darauf zu achten!

Die mütterliche Aggression

Diese Form der Aggression dient dem Schutz der Welpen. Entspannungstechniken können der Welpenmama helfen, jedoch ist es sehr schwierig zu behandeln, wenn die Welpen bereits auf der Welt sind. Hier sollte man mit viel Fingerspitzengefühl herangehen und die frisch gebackene Mama auf keinen Fall überfordern.

Die hormonell bedingte Aggression

Besonders zwischen zwei Rüden kann es schnell mal zu einer Auseinandersetzung kommen. Passiert dies sehr häufig, kann eine Kastration helfen. Das sollte mit dem Tierarzt gut durchdacht und besprochen werden.

Die ungerichtete Aggression

Die ungerichtete Aggression entsteht meist durch Frust, weil zum Beispiel die Kommunikation des Hundes vom Hundemenschen nicht verstanden wird. Wenn du also die Aggression deines Hundes nicht einordnen kannst, musst du zuerst an dir arbeiten. Die ungerichtete Aggression ist gut behandelbar, wenn der Hundemensch bereit ist an der Bindung und am Vertrauen zu seinem Hund zu arbeiten.

Die Schmerzaggression

Wenn der Hund bei Berührungen plötzlich knurrt oder sogar schnappt, hat er mit großer Wahrscheinlichkeit Schmerzen. Hier sollte ein Tierarzt oder eine Tierärztin und eventuell auch eine Physiotherapeutin bzw. ein Physiotherapeut zurate gezogen werden. Denn auch Verspannungen oder Prellungen können große Schmerzen verursachen und der Hund aufgrund dieser unberechenbar werden. Auch vorher sehr ruhige und liebe Hunde können eine Schmerzaggression zeigen. Die gute Nachricht ist, dass diese Form der Aggression nach der Schmerzlinderung meisten auch wieder verschwindet.

Die Schutzaggression

Wenn der Hund denkt, er muss seinen Hundemenschen beschützen und damit andere Hunde oder Menschen von seinem Menschen fernhalten, zeigt er eine Schutzaggression. Hier kann eine alternative Verhaltensweise aufgebaut werden, jedoch muss man hierzu auch wieder an der Kommunikation mit seinem Hund arbeiten.

Sollte dein Hund ein aggressives Verhalten zeigen, ist ein gut durchdachtes Training unabdingbar. In unserem kostenlosen Workshop gehen wir Verhalten und Verhaltensveränderung bei Hund und Mensch an. Auch wie man alternative Verhaltensweisen aufbaut, lernst du im Workshop. Wann dieser stattfindet, erfährst du unter Love & Joy Days oder mit unserem Newsletter (Zum Anmelden hier klicken). In der JoyDogs Academy lernst du im Gesamten wie richtiges Training funktioniert (für mehr Infos hier klicken). Auch im Einzeltraining können wir dir helfen. Gerne berate ich dich auch persönlich in einem unverbindlichen und kostenfreien Vorgespräch (Hier klicken).

 

Ich wünsche dir einen friedlichen und wunderschönen Tag.

Katharina Valentin

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