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Das Jagen – Erkennen. Verstehen. Richtig trainieren.

Wie entsteht Jagdverhalten?

Hunde sind sogenannte Beutegreifer. Und zwar jeder Hund, nicht nur Jagdrassen. Das Jagen ist also genetisch fixiert und somit angeboren. Der eine Hund hat ein hohes Verlangen nach dem Jagen, zum Beispiel Jagdhunderassen, der andere hat weniger Verlangen danach.

Angeborenes Verhalten kann man nicht einfach so abtrainieren. Dessen sollte man sich unbedingt bewusst sein, vor allem, wenn man sich einen Jagdhund als Familienhund halten möchte. Damit das Zusammenleben gut klappt, muss der Hund seinen Jagdtrieb ausleben dürfen und es müssen alternative Verhaltensweisen geschaffen werden. Also statt Jagen kann der Hund ins Platz oder darf statt dem Reh, den Ball jagen.

Jedoch spielt nicht nur die Genetik eine Rolle. Es gibt noch weitere Gründe, weshalb ein Hund ein Interesse am Jagen zeigt:

  • ehemalige Straßenhunde jagen zum Nahrungserwerb
  • der Instinkt spielt eine große Rolle, ausgelöst durch schnelle Bewegungen (auch bei Jogger, Radfahrer, Autos usw.) und Gerüche
  • der Hund lernt auch durch Nachahmung. Es kann gut sein, dass er sich sein Jagdverhalten beim Muttertier abgeschaut hat.
  • die Stimmungsübertragung darf nicht unterschätzt werden. Ist man mit mehreren Hunden unterwegs, kann es sein, dass sobald ein Hund das Jagen beginnt, der oder die anderen mitmachen
  • ein weiterer Grund kann die Langeweile auf dem Spaziergang sein. Der Hund sucht sich eine Beschäftigung, die ihm Spaß macht und ihn fördert
  • dem Hund macht das Jagen Spaß. Es ist für ihn tatsächlich wie eine Selbstbelohnung und ein toller Adrenalinkick. Besonders dann, wenn der Vierbeiner schon mal erfolgreich auf die Jagd gegangen ist. Dazu muss er die Beute nicht mal erwischt haben. Alleine die Spur aufzunehmen und diese zu verfolgen reicht aus.

Ab dem sechsten Lebensmonat können Hunde bereits Jagdinteresse zeigen. Allein schon das Hetzen löst Glücksgefühle aus, auch wenn der Hund keine Chance hat, den Hasen tatsächlich zu erwischen. Da unsere Haushunde ihr Überleben nicht durch den Nahrungserwerb sichern müssen, anders als beim Wolf, haben tatsächlich nur die wenigsten Hunde Interesse daran, ihr Zielobjekt tatsächlich zu verspeisen. Hütehunde lieben das Anpirschen, Windhunde das Rennen und Terrier das Zupacken und Schütteln. Retriever verbuddeln gerne Ihre Beute oder tragen diese in der Gegend herum.

Du kannst durch genaues Beobachten schon früh erkennen, ob der Hund sich gerade auf die Jagd vorbereitet. Bevor er tatsächlich losrennt, zeigt er eine Menge Verhaltensweisen, die dich vorwarnen. Anzeichen dafür können sein, dass der Hund die Nase in den Wind hält oder aufgeregt auf dem Boden schnüffelt. Auch das Fixieren von etwas im Gebüsch zum Beispiel oder „das Aufdrehen der Lauscher“ wie bei einem Radar können Anzeichen sein. Hier solltest du auf jeden Fall reagieren und den Hund anleinen.

Wie kannst du deinen Hund vom Jagen abhalten?

An dieser Stelle muss ich nochmal deutlich machen, dass Jagdverhalten keine Verhaltensauffälligkeit ist, sondern ganz normal. Man muss sich bewusst sein, dass wir als Menschen das Jagen nicht mögen, für den Hund es aber ein Grundbedürfnis ist. Jagdverhalten kann man niemals komplett abtrainieren. Durch gutes Management und dem Schaffen von alternativen Verhaltensweisen kann man jedoch super damit umgehen.

Jagen ist keine Verhaltensauffälligkeit, sondern etwas ganz Normales.

Tipps um das Jagen zu verhindern:

  • da bei Dämmerung das meiste Wild unterwegs ist, solltest du zu dieser Zeit Spaziergänge vermeiden
  • aufgrund der oben beschriebenen Stimmungsübertragung, sollte man nicht mit mehreren sehr jagdmotivierten Hunden gleichzeitig unterwegs sein
  • der Hund sollte keine Gelegenheit bekommen, das Jagen im Alleingang zu üben. Deshalb ist es ratsam, Orte mit viel Wild zu meiden.
  • Konzentriere dich auf deinen Hund, sei achtsam und beobachte ihn gut, damit du die Anzeichen erkennst
  • gestalte Spaziergänge interessant, damit dein Hund mit seiner Aufmerksamkeit bei dir bleibt
  • achte darauf, dass der Hund auf dem Weg bleibt und keine Abstecher ins Feld macht. Sobald er den Weg verlassen möchte, rufe ihn zurück und belohne ihn dafür, dass er in deiner Nähe bleibt

Das Training

Mit einer Schleppleine kannst du deinen Hund einen schönen Freiraum geben und hast in trotzdem sicher. Außerdem ist sie super für das Radiustraining, damit der Hund in deiner Nähe bleibt und für das Trainieren des Alternativverhaltens. Eine Hundepfeife kann dir dabei helfen, einen sicheren Rückruf aufzubauen. Die Pfeife pfeift emotionslos, während wir beim Pfeifen unsere Emotionen nicht verstecken können (die Aufregung kommt immer mit durch).

Wie schon erwähnt ist es unbedingt notwendig, dass der Hund seinen Jagdtrieb ausleben kann. Das kann mit einem schönen Ballspiel oder mit einer Reizangel toll umgesetzt werden. Die Reizangel ist nichts Schlimmes, es ist einfach nur ein Stab mit einer Schnur. An der Schnur wird ein für den Hund interessantes Spielzeug angeknotet. Der Hund kann das Spielzeug hetzen und auch greifen. Es macht Spaß und ist eine tolle Auslastung für den Hund. Achte darauf, dass du nicht zu lange mit deinem Hund spielst. Profis können während des Spielens den Hund ist Platz oder Sitz schicken. So lernt der Vierbeiner Impulskontrolle auch während des Hetzens einer Beute. Sollte dein Hund gesundheitliche Probleme haben, ist die Reizangel leider nichts. Aber auch mit Leckerlis „hetzen“ oder etwas softeren Ballspielen, kann der Hund sich ausleben.

Das wichtigste ist, dass ein Alternativverhalten geschaffen wird. Dem Hund wird hier beigebracht automatisch ins Platz oder Sitz zu gehen, sobald er eine Beute ausgemacht hat. Der Hund zeigt an, dass da etwas ist und kann dann durch ein Ballspiel zum Beispiel belohnt werden.

 

Eure Katharina Valentin von JoyDogs

 

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