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Das solltest du unbedingt wissen, wenn du einen ängstlichen Hund hast

Das solltest du unbedingt wissen, wenn du einen ängstlichen Hund hast!

 

Was passiert bei Angst im Körper deines Hundes?

Bei Angst werden die aktivitätssteigernden Hormone Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet und machen den Hund flucht- und/oder kampfbereit. Das Hormon ACTH, welches in der Hirnanhangsdrüse gebildet wird, bewirkt die Ausschüttung von Kortisol, das Stresshormon schlechthin. Dann gesellt sich noch das Hormon Vasopressin dazu. Dieses verstärkt die Furcht und den Stress immer mehr.

Der Hund hat in diesem Stadium keine Chance mehr, von deinen Signalen erreicht zu werden. Er ist so tief in seinem Stress und seiner Angst gefangen, dass der Mensch, der von seinem Hund gehorsam erwartet und deshalb laut, wütend und unruhig wird, kein Stück weiterhilft.
Angst ist ein subjektives Gefühl, dass jedes Individuum anders empfindet. Ein Hund täuscht Angst niemals vor, sie ist immer real. Auch wenn der Mensch der Meinung ist, dass das doch alles nicht so schlimm wäre und der Hund sich nicht so anstellen soll.

Die vielen Angst- und Stresshormone regt der Körper niemals grundlos an. Solange der Hund keine psychischen oder physischen Erkrankungen hat (Schilddrüsenerkrankungen, Tumore, Panikstörung …), gibt es immer einen auslösenden Reiz (Stressor).

 

Wenn dein Hund Angst hat, können nicht nur externe Stressoren Auslöser sein, sondern auch interne.

Die externen Stressoren sind die Reize, die der Hund über seine Sinne als Gefahr wahrnimmt (Gerüche, Geräusche, Licht, Dunkelheit, bestimmte Wetterlagen, Gegenstände, Pflanzen, Wasser, Untergründe, Isolation, Individuen aller Art, unerwünschter Kontakt, Veränderung der Lebensumstände …).

Die internen Stressoren sind Reize, die tatsächlich von innen entstehen. Zum Beispiel durch nicht Erfüllung bestimmter Grundbedürfnisse, die dem Gehirn als (evtl. gefährlichen) Mangel gemeldet werden. Dazu gehören Nahrung, Wasser, Ruhe, Reizverarbeitung, aber auch unerfüllte soziale Grundbedürfnisse, wie das Erleben von Selbstwirksamkeit und Autonomie genauso wie Kontakt, Verbundenheit, Zugehörigkeit und sozialer Sicherheit.

Übrigens ist das auch exakt das, was angehenden Verhaltenstherapeuten und Verhaltenstherapeutinnen lernen, die in der JoyDogs Ausbildung sind. (klick, für mehr Infos zur Ausbildung)

Ist der Hund aufgrund seines bisher erlebten nicht in der Lage eine ehrliche Bindung mit seinem Menschen einzugehen oder kann der Mensch diese nicht aufbauen und die Bedürfnisse Verbundenheit und Autonomie geraten aufgrund dessen in Konflikt, wird der Konflikt selbst zum Stressor.
Innere Konflikte, eine Art Zerrissenheit, kennen auch wir Menschen. Fast jeder war bereits in einer Situation, in welcher die Angst durch einen internen Stressor ausgelöst worden ist.

 

Aversive und phobische Auslöser beim Hund unterscheiden

Die externen Stressoren teilen wir in aversive und phobische Reize auf.

Aversive externe Stressoren sind Reize, die der Hund als bedrohlich oder zumindest als sehr unangenehm wahrnimmt. Bei unangenehmen Stressoren erleben wir einen gestressten, unsicheren Hund. Zu den aversiven Reizen gehören Geräusche, Gerüche, körperliche Strafen, Isolation usw.

Aversive externe Stressoren, die Angst oder auch Unsicherheiten beim Hund auslösen, sind in der Regel bei genauer Beobachtung nachvollziehbar. Bei starkem Lärm kann, wie Knallgeräuschen, kann der Mensch den Stressor meist schnell ausmachen.

Da die Wahrnehmung jedoch subjektiv ist, können auch Geräusche wie das Quietschen einer Tür, der Schleudergang der Waschmaschine oder das Surren und Rauschen der Dunstabzugshaube Ängste und Unsicherheiten auslösen.

Die Denkweise, dass man bei aversiven Reizen den Hund durch wiederholte Darbietung des Stressors, eine Gewöhnung erreichen kann, erwies sich als falsch.
Das Gegenteil ist der Fall. Der Hund wird auf den Reiz sensibilisiert und reagiert mit der Zeit nicht nur auf den einen Stressor stärker, sondern auch auf andere. Die Angst dehnt sich also aus und generalisiert sich im schlimmsten Fall sogar.

Man nennt die Methode, also den Hund den Angstauslöser so lange aussetzen, bis er vor Erschöpfung kein Angstverhalten mehr zeigt, Flooding.
Eine meiner Azubis hat es beim letzten Azubitreffen hat das Flooding so schön und treffend beschrieben. Sie hat gesagt:
Es ist wie unter Wasser gedrückt zu werden. Du strampelst und wehrst dich, doch kommst nicht mehr hoch. Erst wenn du kurz vorm Ersticken bist, bekommst du so notwendige Luft zum Atmen und wirst dann sofort wieder unter Wasser gedrückt, bis du aufgibst.

Das beschreibt diese Trainingsmethode ziemlich gut. Ich wüsste keinen Grund, weshalb man dies einem Hund antun sollte, vor allem da es heute weitaus freundlichere und auch wissenschaftlich fundierte Methoden gibt.

Phobische Reize dagegen sind eigentlich harmlos, machen jedoch trotzdem Angst. Für uns Menschen kann ein phobischer Reiz zum Beispiel eine Spinne oder eine Maus sein. Es reicht der Anblick, der uns bereits in Angst und Schrecken versetzen kann. Bei einem Hund kann das ein Besen oder Stuhl sein. Dazu muss er mit dem Gegenstand selbst nichts Schlimmes erlebt haben.

Bei phobischen Ängsten kann man eine (und Achtung immer, wirklich immer), von einem Verhaltenstherapeuten für Hunde begleitete, Desensibilisierung starten.

Der Hund wird dabei langsam und mit Bedacht an den angstauslösenden Reiz herangeführt. Dabei wird immer darauf geachtet, dass der Reiz so leise bzw. mit so viel Abstand angeboten wird, dass der Hund diesen gut aushält. Danach wird sich schrittweise und in dem Tempo, das der Hund vorgibt, an den Stressor angenähert.

Bei aversiven Reizen, wie Knallgeräusche z.B., ist es meiner Meinung nach nicht sinnvoll, sofort in die Desensibilisierung zu gehen.
Vielleicht hast du einen Hund, der bei Silvester Todesangst fühlt. Und vielleicht hast du auch schon mal versucht, mit einer Geräusche-CD deinen Hund an die Knallgeräusche zu gewöhnen.

Lass mich raten – es hat nicht funktioniert.

Bei aversiven Reizen startet das Training nicht am Auslöser. Sondern weit, weit vorher.

Es startet bei der Stärkung des Selbstwertgefühles, bei der Ausmerzung der inneren Stressoren. Es startet bei der tatsächlichen Reizverarbeitung, dass dein Hund also in die Entspannung kommt und das auch zur Genüge über den Tag, bei der Erfüllung der Bedürfnisse (und hier an dieser Stelle bitte genau zuhören, die Erfüllung von Bedürfnissen hat nichts damit zu tun, dass der Hund machen kann, was er möchte. Würde der Hund machen dürfen, was er auch immer gerade tut, würden wir ihm lediglich die Möglichkeit geben, seine momentane Strategie zur Bedürfniserfüllung zu ermöglichen. Auf die Strategie haben wir jedoch Einfluss, ohne dass wir dazu das Bedürfnis ignorieren müssen.)

Es geht darum, dass dein Hund Autonomie und Selbstwirksamkeit erleben darf. Das gehört nun mal dazu. Ein Hund ist keine Maschine, die den wahnsinnigen Spaß dran hat, 24h am Tag genau deinen Wünschen nachzukommen. Punkt.
Es geht darum, dein Hund insoweit zu festigen, als er in herausfordernde Situationen handlungsfähig bleibt, deine Signale wahrnehmen kann und ihr so entspannt durchs Leben gehen könnt.

Wenn die inneren Stressoren stabilisiert worden sind, kann man denn Hund an schrittweise an seine Ängste heranführen. Aber eben erst dann.
Wie genau das funktioniert, erfährst du übrigens im fünftägigen Workshop. Dort bekommst du die Tools, die du brauchst, um das Selbstwertgefühl deines Hundes zu stärken und ganz nebenbei, dein eigenes auch noch.

Außerdem bekommst du den sieben Schritte Trainingsplan, der deinen Hund zu einem entspannten Begleiter macht.

Nochmal die Zusammenfassung: Phobische Ängste kann man mit einer Desensibilisierung angehen. Man kann dem Hund also schrittweise zeigen, dass er sicher ist und dass ihm nichts passiert. Bei aversiven Ängsten ist die Sache etwas weitreichender, aber auch nicht so kompliziert, wenn du genau weißt, was du zu tun hast. Und genau das erfährst du im Workshop.

Hab einen wundervollen Tag,

deine Katharina

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