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Der traumatisierte Hund

Der traumatisierte Hund – Hat mein Hund ein Trauma?

 

 

Leider wird das Thema „Trauma beim Hund“ oft belächelt. Zugeben, es werden heute oft vor schnelle Diagnosen gestellt, wofür es tatsächlich gar keine Belege gibt.
Meine Azubis, die ihre Ausbildung zum Hundetrainer, Verhaltenstherapeut für Hunde oder auch den Hundewirt machen, lernen es bereits in den ersten Wochen:

In der Verhaltenstherapie spekulieren wir nicht, wir stellen Hypothesen auf. Dabei gilt für jede aufgestellte Hypothese folgendes:

• Sie muss allgemeingültig sein
• Sie muss eine Gegenhypothese haben, d.h. dass ein Unterschied zu einem alternativen Erklärungsversuch erkennbar sein muss (Ist es Spielverhalten oder Meideverhalten? Anhand des Spielgesichts erkennen wir das Spiel)
• Sie muss einen biologischen Sinn erfüllen, der Hund muss also einen Nutzen aus seinem Verhalten ziehen können.
• Sie muss immer überprüfbar sein. Ist sie das nicht, handelt es sich um reine Spekulation.

Hypothesen gehören zu jeder therapeutischen Arbeit dazu.
Auch dazu gehört die Erstellung eines Ethogramms, also eines Verhaltensinventars. Wir beobachten den Hund und seine Verhaltensweise also ganz genau, um herauszufinden, was der Hund wirklich hat.
Den nicht zu jedem Hund haben wir eine Geschichte. Viele Hunde kommen im Tierschutz an, ohne dass irgendwelche Hintergründe bekannt sind.

Und nicht jeder Hund, der Angst vor Männern hat, sich vor Geräuschen erschreckt, zögerlich agiert, aber sehr schnell reagiert, ist ein Angsthund, hat ein Deprivationssyndrom oder leidet unter einem unaufgelösten Trauma.

Aber wenn der Hund unter einem Trauma leidet, oder unter einer anderen psychosomatischen Erkrankung ist es von enormer Wichtigkeit, dass dies erkannt und richtig behandelt wird, damit der Hund eine Chance hat.
Diese Hunde brauchen mehr als Sitz, Platz und Bleib, können nicht einfach ohne noch größeren Schaden zu verursachen auf den Hundeplatz gesetzt werden oder mit ins Café genommen werden.
Während Hunde ohne psychosomatische Herausforderungen „einfach nur lernen“ müssen, müssen Hunde mit psychosomatischen Herausforderungen das Leben neu lernen.
Wir wissen heute, dass das Trauma bei Hunden genauso real ist, wie bei uns Menschen und dass dies auf keinen Fall ein Thema ist, was man als belächeln oder herunterspielen sollte.

 

Doch wie entsteht eigentlich so ein Trauma bei einem Hund?

Ein Trauma entsteht durch den kompletten Verlust des Sicherheitsgefühls. Der Hund war einer Situation vollkommen schutzlos ausgeliefert und hat nichts als absolute Hilflosigkeit und den kompletten Kontrollverlust erlebt.
Das kann für den Hund selbst eine höchst bedrohliche Situation gewesen sein, es kann aber auch sein, dass der Hund etwas sehr Bedrohliches beobachtet, hat bzw. mit dabei war, wie zum Beispiel Gewalt an einem Artgenossen oder an einem anderen Menschen.
Erfährt der Hund Vernachlässigung, Gewalt oder Missbrauch bereits in seinen ersten Lebensmonaten, spricht man von einem Entwicklungstrauma.

Ein Trauma entsteht also durch extrem schlimme Erlebnisse, die tiefen Narben auf der Hundeseele hinterlassen.
Ich denke, damit ist klar, dass ein Trauma sehr real ist und behandelt werden muss. Bevor wir nun aber klären, wie man den Hund tatsächlich unterstützt, schauen wir doch erstmal genau hin, ob dein Hund diese Unterstützung überhaupt braucht.

 

Wie erkennt man, dass der eigene Hund ein Trauma hat?

 

Zuerst mal zur Wiederholung: Nicht jeder Hund aus dem Tierschutz hat automatisch auch ein Trauma. Auch längst nicht jeder Hund, der etwas Schlimmes erlebt hat. Wie der einzelne Hund erlebtes erfährt, ist subjektiv. Auch die Verarbeitung des erlebten ist vollkommen unterschiedlich.
Das ist bei uns Menschen nicht anders:

Der eine steckt den Autounfall mit einem Schrecken weg, der andere kann nicht mehr ins Auto einsteigen.

Wir haben alle eine andere Wahrnehmung von dem, was wir erleben. Dabei empfindet der eine etwas für besonders schlimm, während der andere dies sehr gut verarbeiten kann. Bei unseren Hunden ist das ganz genauso.

Was für die meisten Hunde aus dem Tierschutz sehr schwierig ist, ist der Einzug von Tierheim in ein neues Zuhause. Viele brauchen hier einige Zeit zum „Auftauen“. Sie sind anfangs vielleicht sehr schüchtern, ziehen sich zurück, haben stressbedingt Durchfall, fressen wenig und haben Angst vor der großen und ihnen völlig unbekannten Veränderung.

Bis zu sechs Monate, in manchen Fällen auch länger, kann es dauern, bis ein Tierschutzhund im neuen Zuhause angekommen ist. Diese Zeit sollte man einkalkulieren.
Umgekehrt kann es auch sein, dass der Hund sich scheinbar gut eingelebt hat, alles mitmacht und über sich ergehen lässt und dann nach einigen Monaten erst (und zwar dann, wenn er alles irgendwie erfasst und realisiert hat) Verhaltensweisen zeigt, die dem Menschen so gar nicht gefallen, wie zum Beispiel plötzlich keinen Besuch mehr zuzulassen oder Artgenossen zu verbellen.

Im ersten Fall des Auftaubeispiels, also wenn der Hund sehr schüchtern ist und der neuen Umgebung noch nicht richtig traut, wird oft vorschnell ein Trauma vermutet. Schauen wir mal hin, was Anzeichen für ein Trauma sein könnten. Wichtig, alle hier genannten Beispiele sind immer im Kontext zu sehen. Solltest du nach dieser Podcast-Folge vermuten, dass dein Hund ein Trauma hat, schreibe uns an, damit wir sowie ein weiterer Verhaltenstherapeut für Hunde deine Vermutung überprüfen können und dir die weiteren Schritte nennen können. Das Beratungsgespräch für Hunde mit psychosomatischen Herausforderungen ist kostenlos und unverbindlich. (*klick zum öffnen des Kontaktformulars).

Ein sehr konkretes Anzeichen dafür, dass dem Hund etwas Schlimmes zugestoßen ist, dass er bis heute nicht verarbeitet hat, sind sogenannte Flashbacks oder auch Erinnerungsblitze.
Sie werden plötzlich und unerwartet durch einen bestimmten Geruch, einem Geräusch oder einer anderen Wahrnehmung, wie einer Farbe, ausgelöst.
Der Hund fühlt sich sofort wieder in die gleiche Hilflosigkeit versetzt, wie damals und beginnt zu zittern, jaulen oder fiepen, versucht sich zu verstecken, flüchtet oder reagiert aus Angst auch aggressiv, geht also in die Selbstverteidigung. Der Hund hat darüber, was den Flashback hervorruft oder wie intensiv dieser ist, überhaupt keine Kontrolle. Auch im Schlaf können Hunde von solchen Erinnerungsblitzen überwältigt werden.

Hier solltest du unbedingt für deinen Hund da sein. Finde heraus, was ihm guttut. Braucht er Körperkontakt? Dann los! Will er nicht angefasst werden, braucht dich aber in der Nähe? Sehr gut, dann sei in der Nähe! Versteckt er sich? Dann lass ihn von alleine wieder kommen! Halte deinen Hund auf keinen Fall fest, schau ihn nicht direkt in die Augen und beuge dich nicht über ihn.

Auffällige Schlafstörungen können auch ein Hinweis auf ein Trauma sein, genauso wie ständiger Stress (erhöhter Ruhepuls, schneller Herzschlag), Durchfall, Magen-Darm-Probleme, Panikattacken und auch Trauer.
Da all diese Symptome auch Hinweise auf andere Erkrankungen sein können, solltest du immer einen Verhaltenstherapeuten und einen Tierarzt aufsuchen.
Ein Hund, der an einem Trauma leidet, kann in der Regel nur sehr schwer und langsam Vertrauen fassen. Hier hilft das Vertrauenskonto, ein wirklich großartiges Tool aus unserem Onlinekurs „Vom Angsthund zum Glückshund“.

Da im Kopf des Hundes totales Chaos herrscht und er Alltagssituationen teilweise vielleicht völlig falsch bewertet, lernt der auffällig langsamer als andere Hunde und braucht auch eine ganz bestimmte Strategie, um Neues zu erlernen.
Oft sind traumatisierte Hunde aufgrund der ständigen Anspannung auch hyperaktiv, sie kommen einfach sehr schwer zur Ruhe und sind immer auf halb acht Stellung.

Gewisse Reize können nur schwer verarbeitet werden und auch eine schnelle Überforderung kann ein Anzeichen eines Traumas sein.
Wie gesagt, nicht spekulieren, sondern einfach eine Nachricht an uns.

 

Doch was hilft jetzt meinen traumatisierten Hund?

 

Doch was hilft jetzt meinen traumatisierten Hund?
Ganz klar, am Anfang steht der Bindungs- und Vertrauensaufbau. Und damit ist nicht nur gemeint, dass der Hund jetzt nichts mehr auszustehen hat, sondern dass der Hund auch erfährt, dass seine und deine Handlungen positive Gefühle in ihn auslösen können. Also Gefühle wie Freude, das Erfahren von Selbstwirksamkeit, Stolz, Mut, Achtsamkeit und das Gefühl gesehen zu werden, Kontrolle über Handlungen zu haben (damit ist nicht gemeint, dass der Hund die Weltherrschaft übernimmt, aber da ein Trauma auch durch einen Kontrollverlust ausgelöst wird, braucht der Hund zumindest das Gefühl, dass er gewisse Dinge steuern bzw. entscheiden kann, ohne dass dabei etwas Schlimmes passiert).

Du merkst also, dass hinter den Worten Bindung und Vertrauen viel mehr steckt als man anfangs vielleicht denkt.
Viele traumatisierte Hunde sind dankbar für einen geschützten Ort im eigenen zu Hause. Einige suchen sich diesen selbst aus (mein Hund hat dafür zum Beispiel den Platz unter dem Couchtisch gewählt) anderen kann man eine Sicherheitszone zur Verfügung stellen. Eine Box, die immer offen ist, eine Art Höhle oder den Platz hinter dem Sofa zum Beispiel.

Dort kann sich der Hund jederzeit bei Unsicherheiten, Angst oder auch Panik verkriechen und wird weder daran gehindert noch wird er aus dieser sicheren Zone herausgezogen. Ein geschützter Bereich ist von klarem Vorteil, um das Gefühl der Sicherheit nicht wieder komplett zu verlieren.

Prio bei einem traumatisierten Hund hat die Wiederherstellung des Immunsystems der Psyche. Durch Stabilität und Routinen, wie bereits erwähnt, Vertrauen und Bindungsaufbau, Entspannungsübungen, um den dauerhaften Stresszustand zu regulieren und durch das Aufzeigen von neuen Verhaltensmöglichkeiten kann ein traumatisierter Hund ein Leben mit tatsächlicher Lebensqualität haben.

In unserem Onlineworkshop „Angst beim Hund“ machen wir genau das. Wir zeigen dir, wie du durch Motivation und der Förderungen von Talenten und Fähigkeiten deinen Hund neuen Lebensmut schenkst und geben dir dafür auch den 7-Schritte Trainingsplan mit an die Hand. Den Workshop kannst du heute noch starten. (*klick)


Es geht darum, dass der Hund das Leben neu erfährt, Erfolge hat und Mut gefördert wird. Es ist ein bisschen wie balancieren, denn auf der einen Seite braucht der Hund positive Lernerfahrungen, auf der anderen Seite darf der Hund auf keinen Fall in Situationen gebracht werden, die er einfach noch nicht aushält.
Aber genau das zeigen wir dir im Onlineworkshop, der dich fünf Tage lang mit Input, Wissen und den wichtigsten Trainingstools für deinen Tierschutzhund versorgt.
Und wenn du nicht genau weißt, ob dieser Workshop tatsächlich etwas für dich ist, dann denke an das kostenlose Beratungsgespräch. Dort können wir dir ehrlich sagen, ob dich dieser Workshop weiterbringt.

Fassen wir also kurz nochmal zusammen:
Ein traumatisierter Hund muss das Leben neu erfahren, dazu braucht er Erfolge, die ihn motivieren, das Selbstwertgefühl des Hundes muss wieder aufgebaut werden und er braucht das Gefühl der Sicherheit sowie neue Strategien für herausfordernde Situationen (all das bekommst du im Onlineworkshop).

Hab einen wundervollen Tag,

deine Katharina

 

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