Was habe ich nur falsch gemacht? Warum ist mein Hund nur so geworden? Es ist meine Schuld, dass mein Hund ist, wie er ist… Diese Sätze höre ich oft von Menschen, die sich hilfesuchend an mich wenden. Jedes Mal denke ich mir: Was muss das für eine Last sein, sich schuldig zu fühlen und gleichzeitig machtlos.
Heute möchte ich mit dir über die belastende Schuldfrage sprechen. Fragst du dich manchmal, ob du schuld am Verhalten deines Hundes bist? Zweifelst du daran, ob du jemals lernen wirst, deinen Hund richtig zu unterstützen?
Ich sage dir, was diese Schuldfrage noch mit dir macht: Sie blockiert dein Training und vor allem deinen Zugang zu deinem Hund.
Bereit etwas zu ändern und damit das Zusammenleben mit deinem Hund zu verbessern?
Los geht’s:
Über die Schuldfrage: Bist du schuld am Verhalten deines Hundes?
Fragst du dich manchmal, ob du schuld am Verhalten deines Hundes bist? Nagt es an dir, ob du jemals in der Lage sein wirst, harmonisch mit deinem Hund zusammenzuleben? Die Schuldfrage kann belastend sein und sogar deinen Zugang zu deinem Hund blockieren. Wir Menschen neigen dazu, für alles, was nicht nach unseren Vorstellungen läuft, einen Schuldigen zu suchen. Aber hat das jemals wirklich geholfen?
Ursachen verstehen, statt Schuld zuweisen
Lass uns zuerst verstehen, woher das Verhalten deines Hundes kommt und was Verhalten überhaupt ist:
Genetische und biologische Grundlagen des Hundeverhaltens
Beginnen wir mit der Genetik. Jeder Hund trägt ein genetisches Erbe, das Aspekte seines Temperaments und Verhaltens prägt. Diese genetische Basis kann bestimmte Verhaltensweisen erklären, auch diejenigen, die als rassespezifisch gelten. Zum Beispiel können Hütehunde eine innere Neigung zum Treiben zeigen, was in einem städtischen Umfeld herausfordernd sein kann. Wenn wir diese genetischen Prädispositionen verstehen, können wir besser auf die Bedürfnisse unserer Hunde eingehen und ein Umfeld schaffen, das sowohl ihre Natur respektiert als auch ihnen hilft, in unserer gemeinsamen Welt erfolgreich zu sein.
Die Prägephase und ihre Auswirkungen
Die ersten Wochen im Leben eines Hundes sind entscheidend. In dieser sogenannten Prägephase lernen Welpen grundlegende soziale und umweltbezogene Verhaltensweisen. Negative oder fehlende Erfahrungen in dieser Zeit können langfristige Auswirkungen haben. Es ist daher wichtig, dass du diese kritische Phase mit Geduld und Verständnis unterstützt. Dies bildet die Grundlage für ein ausgeglichenes Verhalten und eine stabile Persönlichkeit des Hundes.
Wie Umweltfaktoren das Verhalten deines Hundes beeinflussen
Umweltfaktoren spielen eine entscheidende Rolle in der Entwicklung und im täglichen Verhalten von Hunden. Diese Faktoren umfassen alles, was den Hund umgibt und beeinflusst, von der physischen Umgebung bis hin zu den Interaktionen, die er mit Menschen und anderen Tieren hat.
Physische Umgebung
Die physische Umgebung, in der ein Hund lebt, kann sein Verhalten in vielerlei Hinsicht beeinflussen. Wie lebt dein Hund? Ist es in der Stadt oder aus einer ruhigeren Umgebung? Kennen sie die Gerüche und Geräusche des Waldes, oder ist das etwas, das selten Teil ihrer Erfahrung ist? Die Verfügbarkeit von sicheren Orten, wie einem eigenen Bett oder einer ruhigen Ecke, ist wichtig, damit sich der Hund zurückziehen und entspannen kann. Mangel an solchen Rückzugsorten kann zu Stress und Angst führen.
Soziale Umgebung
Wie viel positive Erfahrung sammelt dein Hund mit dir? Verlierst du dich im Trainingsdschungel, immer auf der Suche nach dem einen Weg, der endlich hilft? Dein Hund braucht von dir vor allem eines: Verlässlichkeit! Die Art und Weise, wie du mit deinem Hund interagierst, fördert Vertrauen und Verständnis. Inkonsistentes Verhalten, wie gemischte Signale oder unvorhersehbares Handeln, kann dagegen Unsicherheit und Verhaltensauffälligkeiten verursachen.
Schuldgefühle überwinden und Verantwortung übernehmen
Schuldgefühle können die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen und das Verhalten des Hundes positiv zu beeinflussen, beeinträchtigen. Sie sind oft mit negativen Emotionen wie Angst oder Frustration verbunden, die dich und deinen Hund blockieren können. Anstatt dich auf Schuld zu konzentrieren, ist es hilfreicher, Verantwortung zu übernehmen und proaktive Schritte zu unternehmen, um das Verhalten deines Hundes durch Bildung, Anpassung des Umfelds und die Anwendung geeigneter Trainingsmethoden zu verbessern. Dieser Ansatz ist konstruktiv und fördert eine positive Entwicklung.
Denke daran, jeder Hund ist ein Individuum mit eigenen Persönlichkeitsmerkmalen und Bedürfnissen. Verstehen, Anpassen und fortlaufende Bildung können nicht nur das Wohlbefinden deines Hundes verbessern, sondern auch eine stärkere und vertrauensvollere Beziehung aufbauen.
Individuelle Unterschiede
Jeder Hund ist ein Individuum mit eigenen Persönlichkeitsmerkmalen und Bedürfnissen. Was bei einem Hund funktioniert, ist nicht zwangsläufig auch bei einem anderen wirksam. Dies zu erkennen hilft dabei, realistische Erwartungen an die Trainingsfortschritte zu setzen und individuell angepasste Methoden zu wählen.
Anstatt sich selbst die Schuld zu geben, ist es effektiver und gesünder, auf Verständnis, Anpassungsfähigkeit und fortlaufende Bildung zu setzen. Dadurch kannst du nicht nur das Wohlbefinden deines Hundes verbessern, sondern auch eine stärkere und vertrauensvollere Beziehung aufbauen.
Wie setzt man das um?
Lass uns die Sache angehen!
- Formuliere Trainingsziele: Setze dich hin und formuliere deine Trainingsziele mit deinem Hund. Dabei meine ich keine Forderungen, die du an deinen Hund stellst, sondern gemeinsame Ziele. Statt zu sagen: “Mein Hund soll an lockerer Leine laufen”, sage: “Wir arbeiten gemeinsam daran, dass das Laufen an einer entspannten Leine für uns beide angenehm wird.”
- Kommunikation verbessern: Die Kommunikation zwischen dir und deinem Hund ist keine Einbahnstraße. Es geht darum, dass ihr in einen Dialog kommt. Dein Hund kommuniziert offen und ehrlich mit dir, schaue hin, höre zu und handle dementsprechend.
- Akzeptiere deinen Hund, wie er ist: Versuche nicht, deinen Hund zu ändern. Du bist da, um ihn beim Lernen zu unterstützen, nicht um ihn zu trainieren. Dein Hund ist bereits gut so, wie er ist, und es sollte niemals das Ziel sein, seinen Charakter zu ändern.
- Entdecke, was dein Hund liebt: Finde heraus, was dein Hund wirklich gerne mag. Was motiviert ihn besonders? Lasse ihn seine Hobbys, Talente und Fähigkeiten ausleben und nutze diese für das Training.
- Fokus auf das Positive: Konzentriere dich darauf, was bereits gut funktioniert. Es gibt immer etwas Positives, das du hervorheben kannst. Wenn du dich nur auf das konzentrierst, was nicht funktioniert, wirst du nur Fehler sehen. Dein Hund macht aber keine Fehler, er verhält sich vielmehr so, wie es ihm seine Erfahrungen erlauben.
- Vermeide Strafen, Druck und Stress: Dein Hund erlebt echte, reale Emotionen, und es ist nicht richtig, mit diesen zu spielen. Strafen und Druck können das Vertrauen beschädigen und das Lernen behindern.
Wenn du all diese Punkte berücksichtigst und ihnen Raum in eurem Zusammenleben gibst, wirst du feststellen, dass die Leichtigkeit kommt. Das Training sollte beiden Seiten Spaß machen. Sei nicht zu streng und lass dich nicht von Meinungen beeinflussen, die dir vorschreiben, was dein Hund tun und lassen soll.
Wenn dein Hund ein Verhalten zeigt, das dir Sorgen bereitet, versuche nicht, ihn sofort zu korrigieren (sofern dies sicher möglich ist), sondern versuche zu verstehen, was er dir damit sagen möchte. Welches Bedürfnis steht hinter seinem Verhalten? Vielleicht braucht er gerade Abstand, Ruhe, Action, etwas zu trinken oder zu fressen, Spiel, Spaß, Anerkennung oder Autonomie.
Verabschiede dich also endlich von der Schuldfrage. Egal, ob du dir selbst oder anderen die Schuld gibst, sie bringt dich nicht weiter und wird irgendwann nur noch zu einer Ausrede, warum man im Training nicht weiterkommt.
Krämpel also die Ärmel hoch, drücke auf Reset und starte ganz von vorne, als wäre dein Hund erst seit einem Tag bei dir. Zeige Verständnis, sei empathisch und geduldig, übernimm Verantwortung, aber befreie dich von Schuld und Versäumnissen.