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Dominanz im Hundetraining – das größte Märchen?

Unsere Hunde studieren uns, kennen uns und folgen uns. Es ist wichtig, dass der Hundemensch dabei eine Vorbildfunktion übernimmt und  Sicherheit ausstrahlt, damit sich der Hund am Menschen orientieren kann. Bei den Wölfen sorgt das ranghöchste Tier für Zusammenhalt und erhält das Gemeinschaftsgefühl. Somit gewährleistet das „Alphatier“ eine freundliche und harmonische Stimmung in der Gruppe. Im familiären Hunde-Mensch-Rudel ist dies die Aufgabe des Hundemenschen. Jedoch hat das so gar nichts mit Machtlust, Aggression oder Unterdrückung zu tun. Im Gegenteil, der Hund sollte uns nur aus einem Grund folgen, weil er gerne bei uns ist. Eine Abhängigkeit die aus Angst hervorgeht, hat nichts mit Hundeerziehung zu tun. Sie schadet der Gesundheit des Hundes und kann schwerwiegende Verhaltensauffälligkeiten mit sich führen. Im schlimmsten Fall kommt es zu Aggression gegenüber Artgenossen oder aber auch Menschen.

Dominant zu sein bedeutet nicht brüllend Befehle von sich zu geben und den Hund womöglich auf den Rücken zu werfen, sondern es ist vielmehr ein souveränes Lenken. Es bedeutet, den Hund liebevoll diese Welt zu zeigen, und ihm mit freundlichen Training zu erklären, wie diese Welt funktioniert. In der Tierpsychologie lernt man zwei Grundarten der Dominanz kennen. Die aktive und die passive Dominanz im Hundetraining. Bei der aktiven Dominanz verhält der Hundemensch sich lehrend, man setzt freundliche Grenzen und hält diese selbst ein. Das heißt, liebevolle Konsequenz ist fair gegenüber den Hund, den, wenn er einmal auf das Sofa darf und einmal nicht, verwirrt es den Hund. Bei der passiven Dominanz zeigt man ein Vorbildverhalten und ruhige Führungsqualität (auch an dieser Stelle sei erwähnt, dass Führung nichts mit Unterdrückung zu tun hat) in dem man Schutz bietet, wenn dieser benötigt wird, in schwierigen Situation ruhig bleibt und die Körpersprache des Hundes versteht und entsprechend auf sie eingeht.

„Aggressives Verhalten, welches von einem Menschen ausgeht, demonstriert Hilflosigkeit, also das Gegenteil von Dominanz.“ Wolfsforscher Günther Bloch.

Der Wolfsforscher Günther Bloch hat es sehr treffend ausgedrückt. Es genießt derjenige Autorität, der wenig Aggression zeigt und stattdessen ruhig, besonnen und verlässlich ist. Hundemenschen, die dagegen aggressiv und laut agieren, wirken auf einen Hund hilflos. Damit hat diese Art der Hundeerziehung keinen Wert und keinen Erfolg.

Das Fazit ist also, dass der Begriff Dominanz im Hundetraining einfach viel zu oft falsch verstanden wird. Viele Hundemenschen denken immer noch, dass man Hunde unterdrücken muss, dass sie sich endlos unterwerfen müssen und das man eine konsequente Führung mit strenger Hand übernehmen muss, damit der Hund hört. Diese Menschen denken immer noch, dass Dominanz etwas mit Strenge zu tun hat. Das ist tatsächlich quatsch.

Ein Hund der eine Dominanzaggression zeigt, in dem er zum Beispiel körperliche Überlegenheit demonstriert, andere Hunde in ihren Bewegungen einschränkt, sehr aufdringlich ist und Hunde, die sich bereits unterworfen haben, trotzdem noch festhält oder auch die klassische und tatsächliche Aggression gegenüber Artgenossen zeigt, ist ein sehr unsicherer Hund. Übrigens können auch Menschen diese Dominanzaggression zeigen, auch diese sind einfach nur unsicher, wie oben bereits beschrieben. Wichtig zu wissen ist, dass Dominanz keine Charaktereigenschaft ist! Auch im Wolfsrudel wechselt die Dominanz. Eine Wölfin die gerade Welpen bekommen hat, hat auf jeden Fall mehr zu sagen, wie das eigentliche Alphatier. Das Rudeloberhaupt akzeptiert die Ansage der Wölfin in diesem Moment. Damit ist klar, dass Dominanz nichts Dauerhaftes ist.

Dominanz ist keine Charaktereigenschaft!

Doch was kann man tun, wenn sich eine Dominanzaggression entwickelt oder bereits entwickelt hat? Meistens liegt es daran, dass der Hund nicht ausreichend sozialisiert wurde, also den richtigen Umgang mit Artgenossen nie gelernt hat. Hier hilft es, Schritt für Schritt Kontakt zu anderen Hunden zu pflegen. Es müssen keine 20 Hundekumpels sein. Zwei oder drei reichen völlig aus. Der Hund muss die Sprache seiner Artgenossen kennenlernen. Zur Sicherheit sollte man hier vorher den Hund an den Maulkorb gewöhnen. (Zum Artikel: Warum jeder Hund einen Maulkorb tragen können sollte). Aber auch inkonsequentes Verhalten seitens der Hundemenschen kann zu einer Dominanzaggression führen. Wenn wir also unsere selbst aufgestellten Regeln und Grenzen nicht einhalten, tun wir den Hund damit keinen Gefallen. Es ist wichtig zu wissen, was der Hund darf und was nicht. Grenzen kann man durchaus freundlich setzen und man kann diese auch freundlich einhalten. Somit weiß der Hund woran er ist und hat keine Probleme mit diesen Situationen.

So hilfst du deinem Hund bei einer Dominanzaggression:

  • Sei selbstsicher. Auch in schwierigen Situationen. Du hast keinen Grund es nicht zu sein! So kannst du deinen Hund das Gefühl von Sicherheit geben.
  • Arbeite an deiner persönlichen Weiterentwicklung, lerne wie sinnvolles Hundetraining funktioniert
  • Alle Familienmitglieder sollten an einem Strang ziehen, damit der Hund die Chance hat freundlich aufgebaute Grenzen einzuhalten und zu verstehen
  • Artgerechte Auslastung kann helfen. Aber bitte nicht übertreiben!
  • Baue tolle Erlebnisse in den Spaziergang mit ein. Zum Beispiel eine Futtersuche, das Zehn-Leckerchen-Spiel oder ein Ballspiel.
  • Lerne die Bedürfnisse deines Hundes kennen
  • Vermeide Bestrafungen, lobe erwünschtes Verhalten
  • Wenn du deinem Hund etwas verbietest, musst du immer eine Alternative anbieten! Das heißt, wenn dein Hund nicht auf das Sofa darf, solltest du ihm einen schönen Liegeplatz vor dem Sofa anbieten. Wenn er nicht an Möbel kauen soll, biete ihm einen Kauknochen an usw. Passiert dies nicht, wird sich der Hund selbst alternativen schaffen!
  • Suche Hundekumpels und gehe die Sozialisierung langsam und erstmal mit Abstand an
  • Gewöhne deinen Hund an einen Maulkorb
  • Starte das Training: Alternative Verhaltensweisen schaffen

Dominanz im Sinne von Führerschaft, Überlegenheit, Übermacht oder ähnlichen hat schon lange nichts mehr mit Hundetraining zu tun. Ein Hund, der eine Dominanzaggression entwickelt hat, benötigt Hilfe. Das Gute ist, dass diese Art der Aggression gut behandelbar ist. Aggression ist ein Ausdruck von Hilflosigkeit und Überforderung und wird leider oft missverstanden.

Ich wünsche euch einen friedlichen und wunderschönen Tag.

 

 

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