Jeder wünscht sich einen entspannten Hund, der herausfordernde Situationen mit einer gewissen Gelassenheit und Leichtigkeit übersteht.
Doch kann das mein Hund überhaupt?
Mit seiner Geschichte, seiner Vergangenheit und seinem Verhalten?
In dieser Podcast-Folge klären wir das!
Außerdem erfährst du, was Resilienz ist, ob und wie auch dein Hund resilient werden kann und welche drei Faktoren dazu nötig sind.
Stell dir folgende Situation vor:
Du sitzt mit deinem Hund in einem Café. Dein Hund liegt unter deinen Stuhl und schläft, während du dich gerade in ein spannendes Buch vertiefst und dir nebenbei deinen Kaffee schmecken lässt. Dann blickst du über den Buchrand, weil dir im Augenwinkel ein anderer Hund auffällt. Es ist ein großer und wunderschöner langhaariger deutscher Schäferhund. Du blickst kurz in Richtung deines Hundes, um die Wasserschlüssel zu suchen, die dir die Bedienung für deinen Hund gebracht hat und stellst sie hinter dich. Denn die Familie mit dem Schäferhund nimmt genau hinter dir Platz. So kommen beide Hunde ran.
Dein Hund öffnet kurz die Augen, nimmt den anderen Hund wahr und schläft anschließend in Ruhe weiter, du widmest dich wieder deinem Buch. Du machst dir keine Sorgen.
Kannst du dir das vorstellen? Nein? Keine Angst ich auch nicht.
Mit Resilienz ist auch nicht gemeint, dass dein Hund keinerlei Reaktion mehr zeigt.
Was bedeutet Resilienz in Bezug auf meinen Hund?
Resilienz bedeutet so viel wie „Widerstandsfähigkeit“. Ein Hund ist dann resilient, wenn er mit Herausforderungen, Konflikten oder Krisen gut umgehen kann und keine dauerhaften Beeinträchtigungen, durch schwierige Lebensumstände, davonträgt.
Resilienz beschreibt in Bezug auf einen Hund, die Fähigkeit gelassen zu bleiben, Situationen und auch Herausforderungen richtig zu bewerten und entsprechend adäquat zu reagieren.
Gemeint ist also die Stressresistenz, die Impulskontrolle, die Frusttoleranz und Fähigkeit Konflikte so zu verarbeiten, dass sie keine Narben auf der Hundeseele hinterlassen.
Gemeint ist nicht, dass der Hund keinen Stress haben wird, denn Stress, Konflikte oder auch Krisen sind unvermeidbar. Auch an einem resilienten Hund prallt nicht einfach alles ab, auch ein solcher hat mal alles satt. Durch Resilienz einen lieben und braven Hund, der alles aushält, alles über sich ergehen lässt?
Nein, das ist nun wirklich nicht mit Resilienz gemeint. Auch, wenn das viele denken.
Die Grundvoraussetzungen für ein Resilienz hat erstmal jeder Hund und jeder Mensch. Doch das, was das Individuum erlebt, erfahren und dadurch gefühlt hat, beeinflusst die innere Stabilität.
Jede negative Erfahrung, für die ein Individuum keine Lösungen und Möglichkeiten hat, außer Flucht oder Kampf, belastet das Immunsystem der Psyche.
Die Resilienz schwindet, das Stresslevel und die Nervosität steigen.
Wie erlangt mein Hund diese innere Stabilität wieder?
In der Humantherapie spricht man von sieben Säulen der Resilienz. Diese sind: Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientiertheit, Selbstregulierung, Verantwortung übernehmen, Netzwerkorientierung und Zukunftsplanung.
Du merkst wahrscheinlich schon, dass einige Punkte hier für deinen Hund gar nicht umsetzbar sind.
Dein Hund kann keine Verantwortung übernehmen. Das ist deine Aufgabe.
Netzwerken tut dein Hund in Form von Markierungen während des Spazierganges. Das sollte er unbedingt tun dürfen, jedoch wird dies zum Thema Resilienz nicht wirklich viel beitragen.
Die Zukunft plant dein Hund eher nicht, außer du stehst in der Küche und befüllst seinen Napf. Dann denkt der fünf Minuten voraus. Das war es dann aber schon wieder mit der Zukunftsplanung. Also auch nicht wirklich sinnvoll für deinen Hund.
Ob dein Hund ein Optimist ist oder nicht, weiß ich nicht, aber selbst, wenn er es ist, ist er sich dessen nicht bewusst.
Beim Hund müssen wir also ganz anders rangehen wie beim Menschen. Zum Glück haben wir Verhaltenstherapeuten da Lösungen und Möglichkeiten.
Um einen Hund seine innere Stärke wiederzugeben und das Immunsystem der Psyche wieder stabil zu bekommen, ist ein ganz wichtiger Faktor unabdingbar.
Die Selbstwirksamkeit.
Je öfter dein Hund erfährt, dass er mit seiner Selbstwirksamkeit Konflikte gut lösen kann, umso mehr festigt sich diese Fähigkeit im Gehirn des Hundes. Dein Hund kann dann nicht nur Situationen verändern, sondern auch seine eigenen Empfindungen.
Dein Hund bleibt also durch Selbstwirksamkeit handlungsfähig.
Alles, was dein Hund eigenständig löst, darf also verstärkt werden. Deine Stimme, deine Emotionen und deine Körpersprache sollten dementsprechend die Anerkennung für das geleistete ausstrahlen. Was für dich erstmal unspektakulär wirkt, ist für deinen Hund eine große Leistung! Begleite deinen Hund auf dem Weg zur Selbstwirksamkeit. Mit Lob und Begeisterung für seine Lösungen.
Damit sind die Lösungen gemeint, die dein Hund dir anbietet.
Reagiert dein Hund stark in Begegnungssituationen?
Bedenke, dass dein Hund, bevor er schreiend in der Leine hängt, dir sein Verhalten ankündigt.
Wird er steif, wenn er einen anderen Hund sieht? Wendet er den Kopf ab oder den ganzen Körper?
Fängt er plötzlich an zur Seite zu ziehen und zu schnüffeln? Knurrt er?
Dann bietet dein Hund dir bereits von selbst eine Lösung an!
1. Dein Hund kommuniziert mit dir und da Kommunikation keine Einbahnstraße ist, sollte diese erkannt und beantwortet werden
2. Sagt er dir damit, dass die Situation für ihn gerade nicht okay ist und er mehr Abstand zum Artgenossen braucht.
Mehr Abstand ist eine geniale Lösung! Das ist fast immer machbar. Zur Seite gehen oder umdrehen.
Natürlich kann man nach und nach mit positivem und bedürfnisorientiertem Training den Abstand verkleinern, aber genau hier beginnt Resilienz.
Resilienz beginnt damit, dass dein Hund gehört wird. Dass, die Lösungen deines Hundes erkannt und verstanden werden.
Nur so kann dein Hund lernen, dass er durch verschiedene Verhaltensweisen sich seine Bedürfnisse erfüllen kann und muss keine Angst davor haben, dass er einer Situation schutzlos ausgeliefert wird und im schlimmsten Fall, dafür, dass er Bescheid gegeben hat, eine Lösung angeboten hat, seine Kommunikation übergangen wurde, noch eines auf den Deckel bekommt.
Denke daran, und das gilt übrigens für Mensch und Hund: Mit jedem Problem, dass selbstständig gelöst wird, wächst die innere Überzeugung, am Steuer zu sitzen, anstatt weiterhin ein Opfer der äußeren Umstände zu sein.
Dein Hund kann tatsächlich lernen, dass er selbstständig die richtigen Lösungen finden kann. Er kann erfahren, dass er Situationen so steuern kann, dass er diese gut und sicher übersteht, mit dir an seiner Seite und trotzdem selbstständig.
Jede Denkaufgabe, Futtersuche, Dummy suche, jeder kleine Erfolg, lässt deinen Hund wachsen und stärkt das Immunsystem der Psyche. Deine Aufgabe dabei: Diese Lernerfolge ermöglichen, mit positivem und bedürfnisorientiertem Training.
Es geht also darum, dass dein Hund erfährt, zu was er in der Lage ist. Lasse die Augen deines Hundes strahlen, indem du sein Selbstwertgefühl jeden Tag ein bisschen mehr wachsen lässt. Motiviere ihn, indem du ihm leichte Erfolge ermöglichst und den Schwierigkeitsgrad langsam steigerst.
Ein weiterer großer Faktor, um die innere Stärke deines Hundes wieder aufzubauen, ist die Selbstwahrnehmung.
Das bedeutet, der Hund darf fühlen und sich selbst wahrnehmen.
Nur wer sich selbst fühlen kann, kann eine bewusste Änderung seines bisherigen Verhaltens bewirken.
Das geht Menschen genauso wie Hunde. Dabei ist nicht gemeint, dass dein Hund seine Angst aushalten muss. Im Gegenteil. Es geht, um die Körperwahrnehmung und darum zu erfahren, dass Angst ein Gefühl ist, dass durch Freude, Sicherheit und Autonomie beeinflussbar ist.
Dazu musst du auch verstehen, was Angst, Unsicherheit und Stress eigentlich ist:
➡ Angst ist eine Emotion, die dein Hund nicht steuern kann. Er möchte dich damit nicht ärgern.
➡ Das Gefühl von Angst ist normal. Es sichert das Überleben. Ein Leben ohne Angst ist nicht möglich.
➡ Dein Hund DARF Angst fühlen, du darfst Angst fühlen.
➡ Dein Hund darf es kommunizieren, sobald er Unsicherheiten hat oder überfordert ist, du darfst es verstehen und musst es nicht unterbinden und auch nicht ignorieren.
Wir wissen heute, dass es viel mehr Sinn ergibt, Schutz und Sicherheit zu bieten und damit ein Grundbedürfnis des Hundes zu erfüllen.
Dazu mal eine persönliche Geschichte von mir:
Ich habe Panik vorm Zahnarzt. Ich hatte nicht mal besonders schlechte Erlebnisse. Als Kind mussten ein paar Zähne und das Lippenbändchen weichen, damit die Zahnspange passt. Das machen viele Kinder durch und auch ich habe wie allen anderen Kindern eine Narkose bekommen und nicht viel davon gespürt. Bei mir wurde auch noch nie gebohrt oder eine Wurzelbehandlung durchgeführt.
Und trotzdem sitze ich heute auf diesen Zahnarztstuhl und vor lauter Panik spielt mein Kreislauf verrückt. Ich bin schon Wochen vor dem Termin nervös.
Bis vor kurzen hatte ich noch eine Zahnärztin, die die Sache nicht gerade besser gemacht hat.
„Stellen Sie sich bitte nicht so an“, „als wären Sie ein kleines Kind“ …
Ich musste mir Sprüche anhören, die mein Selbstbewusstsein und meine Motivation zum Zahnarzt zu gehen aufs Minimum reduziert hatten.
Und jetzt habe ich eine Zahnarztpraxis gefunden, die selbst bei einer normalen Zahnreinigung, mich beruhigen. Ich bekomme eine VR-Brille auf und sitze am Strand, während man mir Mut macht, ab und zu mal meine Wange streichelt (so doof das klingt, es hilft), wenn ich immer tiefer im Stuhl versinke und sofort aufhört, wenn ich ein Zeichen gebe, dass es mir gerade zu viel wird.
Und siehe da, es fällt mir, um einiges leichter zum Zahnarzt zu gehen. Meine Angst wird verstanden, nicht lächerlich gemacht und ich wachse mit jeder überstandenen Behandlung, weil mein Mut anerkannt wird.
Es ist übrigens immer noch ein bisschen ein Tabuthema, über seine eigenen Ängste zu sprechen. Vor allem, wenn diesen kein traumatisches Erlebnis vorausgeht. Aber auch deine und meine Ängste sind real und wir dürfen uns absolut davon lösen, diese uns ausreden lassen zu müssen.
Angst vor Spinnen, Angst vor weite oder enge, Angst vor Spritzen. Ganz egal, wir brauchen Menschen, die uns dabei unterstützen, unsere Ängste nach einer Herausforderung wieder gehen lassen zu dürfen. Und dein Hund auch.
Dort beginnt das Wunder der Resilienz.
Die Selbstwahrnehmung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Was mir sehr geholfen hat, meinen Körper wieder wahrzunehmen, zu fühlen und besser zu verstehen, war autogenes Training und Entspannungstechniken für mich selbst. Achtsamkeit mir gegenüber.
Bei deinem Hund ist das nichts anderes. Wir vergessen oft, dass Ruhe und Konzentration wichtige Bestandteile des Trainings sind. Auch für den Hund gibt es Entspannungstechniken, die so wirkungsvoll sind, dass manche Hundemenschen es kaum glauben können.
Aber auch Übungen wie über einen Baumstamm laufen, Gleichgewicht halten und verschiedene Untergründe können zur Körperwahrnehmung beitragen.
Aber auch Massagen und physiotherapeutische Behandlungen helfen sehr.
Der dritte Faktor, der deinen Hund zu einem entspannten Begleiter werden lässt, bist du. Du bist der Fels in der Brandung für deinen Hund. Du musst am Anfang genug Selbstbewusstsein für euch beide haben.
Dazu benötigst du Empathie, Verständnis, Respekt gegenüber deinem Hund als fühlendes Individuum und Geduld.
Das erreichst du mit drei einfachen Punkten:
– Gestalte das Training mit deinem Hund einfach und motivierend. Das bedeutet: Habt zusammen Spaß!
– Nehme deinen Hund so an wie erst. Dein Hund ist perfekt, mitt all seinen Ängsten und Unsicherheiten. Er wird wachsen und bald schon mit dir jede Herausforderung meistern.
– Kommunikation ist keine Einbahnstraße. Erkenne, was dein Hund dir sagt, verstehe es und handle dementsprechend.
Damit dein Hund eine Chance hat, deiner Vorstellung eines entspannten Hundes gerecht werden, sind also drei Faktoren notwendig, die ich nochmal kurz wiederhole:
– Das Selbstwertgefühl deines Hundes
– Die Selbstwahrnehmung
– Und du als Fels in der Brandung.
Wenn du jetzt sagst, okay genau das möchte ich für meinen Hund und mich, dann kannst du sofort loslegen. Mit unserem Mini-Onlinekurs in 7 Schritten zum entspannten Hund bekommst du alle Tools, die du zur Umsetzung brauchst.
Außerdem bekommst du den 7-Schritte Trainingsplan, der dir genau die Punkte aufzeigt, die du angehen musst, damit dein Hund gute Lösungen für Konflikte und Krisen findet und diese gut und sicher übersteht.